Peter Schlickenrieder: „Wir arbeiten an der Sprintstärke“

neuer_name
Seit 2018 trägt der Silbermedaillengewinner von Olympia 2002 Peter Schlickenrieder als Teamchef die Verantwortung für die deutsche Langlaufnationalmannschaft.
© imago images/opokupix

Nach den sensationellen Erfolgen in Peking starten die deutschen Langläufer mit einem stark veränderten Trainerteam in den neuen Olympiazyklus. Der Chef aber ist weiter an Bord: Peter Schlickenrieder. Mit ihm sprach nordic sports über die „Neuen“ und die Trainingsschwerpunkte in den Teams.

Interview: Wilfried Spürck

nordic sports: Hallo Peter, es gab nach der letzten Saison einige Veränderungen bei euch im Trainerteam. Unter anderem wurden die Hauptposten bei Damen und Herren neu besetzt. Du dagegen hast um vier Jahre verlängert ...

Peter Schlickenrieder: Wir als Trainerteam hatten miteinander vereinbart, dass wir das bis Olympia 2022 gemeinsam machen und dann jeder für sich entscheidet, was er weiter machen möchte. Wir wussten insofern schon länger, dass Damencoach Erik Schneider sich aus familiären Gründen aus dem Trainerjob zurückzieht und dass Janko Neuber von den Herren zum Stützpunkt Oberwiesenthal geht, wo er eine leitende Aufgabe übernehmen wird.

Wie hat sich die Neubesetzung der Stellen gestaltet?

Schlickenrieder: Wie in vielen Bereichen wird auch in unserem der Kampf um die Fachkräfte schwerer. Wir hatten einen Kandidaten für die Nachfolge, mit dem wir uns schon fast einig waren, der dann aber doch noch abgesprungen ist. Das hat uns dann ein bisschen in Atem gehalten im Frühjahr, und für mich war auch -deswegen klar, dass ich weitermache, damit nicht zu viel Unruhe reinkommt. Wie so oft gibt es Rückschläge, aber auch die Möglichkeit, schnelle Learnings zu vollziehen. Wir haben auf jeden Fall Top-Lösungen für die Trainer-Nachfolge gefunden.

Mit Per Nilsson aus Schweden kommt ein renommierter Mann …

Schlickenrieder: Er ist absolut ein Gewinn. Die Damen haben bisher ein sehr positives Feedback gegeben. Er hat erst mal für ein Jahr -zugesagt, um das System kennenzulernen und zu schauen, wie die Zusammenarbeit funktioniert. Ich halte sehr viel von ihm. Er bringt aus Schweden einiges mit, dort ist man im Training konzeptionell ein Stück weiter.

neuer_name
Peter Schlickenrieder während der Olympischen Spiele in Peking mit den Teamläuferinnen Pia Fink (l.) und Sofie Krehl.
© Getty Images/ DeFodi Images

Was bringt er speziell ein?

Schlickenrieder: Er hat ein gutes Gespür dafür, was in der Gruppe und was individuell passieren muss. Also: Wie individualisiert man und schafft es zugleich, die Kraft des Teams zu nutzen? Per arbeitet offen, transparent, ist ein echter Teamworker und harmoniert auch sehr gut mit Axel -Teichmann als neuem Co-Trainer. 
Per inspiriert das gesamte Team.

Bei den Herren ist Marc Steur der neue Chef …

Schlickenrieder: Er bringt aus seiner langjährigen Arbeit in der Schweiz viel Know-how mit und ist ebenso wie Per eine Bereicherung für das ganze Team. Falk Göpfert als neuer Herren-Co-Trainer war eine -logische Folge, er bleibt dazu auch Stützpunkttrainer in Ruhpolding und betreut dort in gewohnter Manier Lucas Bögl, Albert Kuchler und Jonas Dobler. Marc hinterlässt andererseits eine Lücke im Skiverband Baden-Württemberg, wo er zuletzt als Coach gearbeitet hat. Wie in diesem Fall haben vielfach Neubesetzungen an der einen Stelle neue Lösungen an einer anderen -erfordert. Ich bin auch sehr froh -darüber, dass wir jetzt mit Erik -Schneider jemanden haben, der sich als selbstständiger Unternehmer schwerpunktmäßig um diese Dinge kümmert und ein Personalentwicklungskonzept für den Skilanglauf erstellt hat und wir so langfristiger mit Top-Leuten planen können.

Habt ihr in den letzten Monaten bestimmte Schwerpunkte im Training gesetzt?

Schlickenrieder: Generell wurde der Intensitätsanteil erhöht. Das war schon länger geplant, passt aber auch mit Marc Steur sehr gut, weil der 13 Jahre in der Schweiz gearbeitet und von da diesbezüglich viel Know-how mitgebracht hat. Die Vo2max-Entwicklung (Vo2max = maximale -Sauerstoffaufnahme, wichtiger Parameter für die Ausdauerleistungsfähigkeit eines Sportlers; Anm. d. Red.) stand da stark im Vordergrund, und der intensivere Anteil wurde stärker betont. Die Umstellung ist aber für alle im Team eine Herausforderung, nicht jeder verträgt sie in gleichem Maße. Insofern wird man erst im Laufe der Saison sehen, welche Athleten sich wie entwickeln.

Welchen Anteil haben die individuellen und die Team-Trainingseinheiten?

Schlickenrieder: Die individuellen Ansätze kommen bei uns vor allem in der direkten Wettkampfvorbereitung zum Tragen. Bei den Lehrgängen steht dagegen das Teamtraining im Vordergrund. Da legen wir derzeit einen starken Fokus auf Zweikampfstärke und Taktik und bauen deutlich mehr Sprint-Einheiten ein. Vor den -Sommerwettkämpfen waren wir beispielsweise für einen klassischen Sprint in der Skihalle, um die Sprint-und Zweikampfstärke weiterzuentwickeln, denn wir wollen an unseren Sprintproblemen, die uns seit Jahren begleiten, arbeiten. Ohne gute Sprintfähigkeiten ist es kaum möglich, aufs Podest zu laufen – ob im Zielsprint bei den Distanzrennen oder bei den Sprintwettbewerben.

Der Saison-Höhepunkt ist die WM in Planica ab 21. Februar. Wie schätzt du eure Chancen ein?

Schlickenrieder: Im Optimalfall sind wir wieder zum Saisonhöhepunkt in Bestform. Das streben wir an. Es wird wieder eine schwere WM, wo ähnliche Qualitäten wie bei Olympia gefragt sein werden. Aber das ist ja erst mal gut für uns.

Vielen Dank für das Gespräch!

Den vollständigen Interview-Beitrag finden Sie in Ausgabe 02/20223.

Hier geht es zum DSV-Langlauf-Kader der Saison 2022/23.

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren