Alles auf Anfang

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Nach dem Karriereende von Laura Dahlmeier werden die Rollen bei den Frauen neu verteilt. Dagegen fällt die Prognose bei den Männern leicht: Dort dürfte ein Duo die Kristallkugel unter sich ausmachen.
Das Duell spitzt sich zu: Nach der Dominanz-Saison des Norwegers Johannes Thingnes Boe will der langjährige Überflieger Martin Fourcade wieder angreifen. Der Franzose gilt als der bessere Schütze, ist im Alter von 31 Jahren aber nicht mehr auf seinem läuferischen Zenit. Der Kampf um die Kristallkugel wird wohl zu einem Duell dieser beiden Topathleten. Zusätzliche Motivation dürfte Boe daraus schöpfen, dass er im Laufe des Winters, voraussichtlich im Januar, Vater wird. Aus deutscher Sicht lauern Simon Schempp und Arnd Peiffer, um den beiden Topstars im Gesamtweltcup Konkurrenz zu machen.
Das wollen auch die deutschen Frauen, die nach dem Karriereende von Laura Dahlmeier ohne ihr ganz großes Aushängeschild auskommen müssen. Es bleibt daher spannend, ob Bundestrainer Mark Kirchner die Rolle der Anführerin nun auf Denise Herrmann zuschneidert, die als größte deutsche Hoffnungsträgerin bei den Frauen gilt und auch schon bewiesen hat, dass sie diese ausfüllen kann. International fallen durch die Rücktritte von Gabriela Koukalova (Tschechien) und der dreimaligen Olympiasiegerin Anastasiya Kuzmina (Slowakei) weitere bekannte Gesichter weg, wodurch die Favoritenrolle der Gesamtweltcup-Siegerin Dorothea Wierer (Italien) zusätzlich gestärkt wird. Eine ihrer schärfsten Konkurrentinnen ist Landsfrau Lisa Vittozzi.
Hoffnungsträgerin Herrmann
Der ehemalige Top-Biathlet und nordic sports-Experte Daniel Böhm fürchtet nach dem Karriereende von Dahlmeier aber nicht, dass es dem Damen-Biathlon an Qualität mangeln wird: „Laura war sicher die Ausnahmefigur im Damen-Biathlon der letzten Jahre und hinterlässt eine Lücke, die in der Form schwer zu füllen ist“, sagt der 33-Jährige und fügt optimistisch hinzu: „Andererseits bietet sich jetzt die Chance für andere, sich in Szene zu setzen.“
Dies gilt in allererster Linie für die ehemalige Langläuferin Herrmann, die auch am Schießstand immer konstanter wird und ihre starke Frühform mit dem Titel bei den Deutschen Meisterschaften im Sprint und Rang zwei in der Verfolgung angedeutet hat. „Mein Gefühl sagt mir, dass sie die Leaderrolle im deutschen Team annehmen und von dem Fokus eher profitieren wird, als dass er sie belastet“, vermutet Böhm, der die 30-Jährige als „dauerhafte Siegkandidatin“ einschätzt.
Doch auch Franziska Hildebrand, Vanessa Hinz und Franziska Preuß zählen zur Weltspitze und bilden mit Herrmann einen soliden Grundstein der DSV-Damenmannschaft. Gute Chancen auf einen festen Platz im Sechser-Kader dürfte auch Maren Hammerschmidt haben, die sich nach ihrer Operation an den Innen- und Außenbändern des linken Sprunggelenks wieder zurückgekämpft hat.
Hinzu kommt, dass die Mechanismen unter Bundestrainer Kirchner und seinem jungen Team im zweiten Jahr noch besser greifen dürften als im ersten „Lehrjahr“. Auch seine Assistenten Kristian Mehringer, Florian Steiner und Isidor Scheurl (Disziplintrainer bzw. Assistenten), von denen keiner älter als 38 Jahre ist, haben in der vergangenen Saison wichtige Erfahrung gesammelt, hinzu kommt der frühere Damen-Chefcoach Gerald Hönig als Schießtrainer.
nordic sports-Biathlon-Experte Daniel Böhm
Daniel Böhm (33) war von 2005 bis 2016 Biathlet im DSV-Team. Er gewann mit der Staffel 2014 Olympia-Silber sowie 2015 WM-Gold und beendete im Dezember 2016 seine aktive Karriere.
Die komplette Vorschau finden Sie in nordic sports 4/2019.