Oberengadin: Im Paradies der Silberspuren

So exklusiv wie der Schweizer Wintersportort St. Moritz präsentiert sich auch sein Langlaufgebiet:

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Eine landschaftlich reizvolle Loipe führt an der Kirche San Gian vorbei, dem Wahrzeichen von Celerina.

Auf über 200 variantenreichen Loipenkilometern, die die Ebenen und gefrorenen Seen des Engadins umspannen, lässt sich der nordische ­Skisport hier in einer besonderen Dimension erleben.

Text Michaela Roemkens

Das Schweizer St. Moritz ist als das „Beverly Hills der Berge“ bekannt, wo High-Heels mit Skischuhen um die Wette klackern, selbst die Skilehrer ­Prada tragen und auf den Hütten mehr Champagner als Jagertee fließt. Aber nicht nur die internationale High-Society ist in St. Moritz zu Hause: Auch viele Langläufer – darunter so mancher Top-Athlet – kommen immer wieder ins Ober­engadin, um genussvolle Tage in einem der besten Langlaufreviere der Welt zu verbringen.

Sein weitläufiges Loipennetz mit verschiedensten Schwierigkeitsstufen und moderner Infrastruktur bietet tatsächlich alles, was das Langläuferherz begehrt: Auf über 200 schneesicheren Loipenkilometern lässt es sich hier den ganzen Winter lang mit schmalen Brettern über gefrorene Seen und weite Ebenen gleiten. Dabei geht es vorbei an pittoresken Dörfern und durch Wälder bis weit ­hinein in wildromantische Seitentäler, während die schneebedeckten Gipfel des Oberengadins einen würdigen, aber nie zu engen Rahmen bilden.

Für jeden die richtige Spur

Egal, ob man den eleganten klassischen Stil oder die dynamische Skating-Technik bevorzugt: In dem sonnenverwöhnten Hochtal auf 1.800 Metern die eigene Ideal­route zu finden, fällt nicht schwer. Wer es gerne gemütlich mag, wählt zum Beispiel die Direttissima über die drei zugefrorenen Seen. Zwölf Kilometer misst die landschaftlich reizvolle sowie angenehm flache Strecke quer über Silser-, Silvaplaner- und Champfèrersee ­zwischen Maloja und St. Moritz – ein perfektes ­Revier auch für Anfänger. Oder man ­flaniert bei Zuoz genüsslich über eine der längsten Gleitzonen des Engadins.

Ambitionierte Langläufer trainieren auf der legendären Marathonstrecke zwischen Maloja und Schanf, erobern malerische Seitentäler wie das Val Fex und das Val Spinas oder drehen ihre Runden auf der Rennstrecke bei St. Moritz. Anspruchsvoll unterwegs ist man beispielsweise auch auf der Loipe Palüd Lungia, die sich auf fünf Kilometern zwischen St. Moritz und ­Silvaplana/Surlej erstreckt. Denn sie beinhaltet einige kurze Anstiege sowie knifflige Abfahrten. Wer dann noch nicht genug auf den schmalen Latten gestanden hat, kann sein Trainings-Programm auf einer der Nachtloipen in St. Moritz, Pontresina oder Zernez bis in den späten Abend hinein ausdehnen.

Gipfelsturm mit Zug-Begleitung

Beste Aussichten für nordische Sportler bietet darüber hinaus eine Höhenloipe, die sich ab der Talstation der Diavolezza durch abwechslungsreiches Gelände schlängelt. Auf dieser rund zwölf Kilometer langen Strecke können Gipfelstürmer sogar mit dem langsamsten Schnellzug der Welt, dem Bernina-Express, um die Wette laufen. Gemächlich zuckelt der rote Panoramazug der Rhätischen Bahn parallel zur Loipe Richtung Berninapass.

Weiter oben, auf der Alp Bondo, können Unermüdliche auch im Frühjahr noch panoramareich trainieren. Ab Mitte März, wenn im Tal der Schnee langsam zu schmelzen beginnt, wird am Berninapass nämlich die Gletscherloipe gespurt, die mit Höhensonne und Schneesicherheit bis in den Frühling hinein auf die Bretter lockt.

Adrenalin in Eis und Schnee

Damit die nordischen Sportler immer auf gut präparierten Pisten dahingleiten, sind im Oberengadin frühmorgens wie spät­abends dreizehn Loipenmaschinen unterwegs. Zwei Loipen werden dabei ausschließlich für „Klassiker“ aufbereitet: die sechs Kilometer lange Strecke ins Fextal und die neun Kilometer lange Loipe ins Rosegtal bis zum Roseggletscher.

Klar kommen in und um St. Moritz auch überzeugte Alpinisten auf ihre Kosten. Und sollen die Skier mal ruhen, sind Schneeschuh-Touren durch das Hochtal, Winterwanderungen oder Curling-Partien eine erholsame Alternative. Wer Action sucht, vergnügt sich mit Eislaufen, Snowkiten auf dem Silvaplanersee oder einer zünftigen Schlittenfahrt. Neben kleineren Abfahrten gibt es im Tal drei offizielle Rodelbahnen. In ­Sachen Adrenalinschub kaum zu toppen ist aber die rasante Taxifahrt auf dem legendären Olympia Bob Run. Wer zum Abschluss eines schönen Langlauftages den einzigen verbleibenden Natureiskanal der Welt hinunterdonnert, nimmt ganz sicher Erinnerungen fürs Leben mit nach Hause.

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Tief verschneites Maloja: Hier startet im März ­alljährlich der legendäre Engadiner Skimarathon.

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Dieser Artikel ist aus der Ausgabe: nordic sports Nr. 02 / 2014