23 Trinksysteme im Test

© Harald Eggebrecht
Da wir Menschen das Wasser nicht wie Kamele für Tage speichern können, müssen wir uns technisch helfen. Es gibt mehrere Lösungen zur Platzierung und zum Zugang zum „künstlichen Höcker“. Welche für die Loipe und andere Sportarten am besten funktionieren, haben wir in einem Systemvergleich herausgefunden.
Text: Timo Dillenberger
Nach dem Atmen ist Trinken die oberste „Bürgerpflicht“, noch vor dem Essen. Das gilt für den Sport wie für den Alltag. Die Dehydration, das Fachwort für einen ernst zu nehmenden Wassermangel, kommt etwas schleichender als der allseits bekannte Hungerast, aber kostet den Sportler nicht nur mehr Leistung – im Extremfall sind die gesundheitlichen Folgen, ob akut oder mittelfristig, sogar deutlich schlimmer. Grund: Das Durst-Gefühl ist nur eine Alarmmeldung für -etliche biochemische und physikalische Probleme, die im Körper bei einer Unterversorgung mit Wasser auftreten.
Bei zu geringem „Füllstand“ stellt der Köper das Schwitzen immer weiter ein. Die Muskelarbeit sorgt für eine Überhitzung, und das vertragen die meisten Eiweiße als Kernbaustoff des Körpers nicht gut. Man denke daran, wie man sich bei 40 Grad Fieber fühlt.
Wassermangel wird zuerst im Blut messbar. Bei gleicher Menge an festen Anteilen im Blut, aber gleichzeitig weniger Wasser, verdickt es und ist schwerer durch die Milliarden winziger kapillarer Blutgefäße zu pumpen. Teils werden dann sogar Bereiche, die weit weg von dicken Blutgefäßen sind, unterversorgt, ähnlich wie während leichter Thrombosen.
Bei körperlicher Belastung entstehen im Stoffwechsel vermehrt Abfallstoffe; manche sprechen sogar von Giftstoffen. Die werden über die Adern aus dem Gewebe ausgespült und von den Nieren aus-gefiltert. Ordentlich verdünnt ist das für die auch kein Problem, Wassermangel lässt die Konzentration der unerwünschten Stoffe aber deutlich ansteigen. Diese toxische Brühe kann im Extremfall und bei wiederholtem Vorkommen die Nieren sogar schädigen.
Wenn Kohlehydrate im Körper gespeichert werden, dann stets jeweils mit einem Wassermolekül. Wird das -wegen Dehydration aber an „anderer Stelle“ gebaucht, sinkt der Vorrat dieses Energielieferanten, und man erhält den gleichen Effekt wie bei einem Hungerast.
Dasselbe Prinzip gilt für quasi alle Stoffwechselprozesse, nicht nur die zur Energiegewinnung. Die chemischen Reaktionen dazu sind ein echter Balanceakt aus Konzentration von Stoffen, Ist- und Soll-Werten. Manche Enzyme können nur in einer sehr schmalen Bandbreite von ph-Werten oder Salzkonzentrationen gut arbeiten. In wegen H2O-Mangel zu starken Konzentrationen sinkt ihre Reaktions- beziehungsweise Arbeitsgeschwindigkeit, die Leistung und auch die Erholung werden schlechter.
Wohin mit den Höckern?
Damit wäre geklärt: Die in Dauerschleife publizierte Empfehlung, man solle mehr trinken, ist nicht nur ein Mantra der Fitnessindustrie, sondern tatsächlich eine der Grundregeln für ein gesundes (Sportler)-Leben. Und daraus folgt: Bei langen Ausdauereinheiten sollte die Möglichkeit bestehen, Flüssigkeit „nachzuladen“. Aber wohin mit der Extraportion? Rücken, Brust, Hüfte hinten, Hüfte seitlich?
Für unseren Test haben wir uns keine Vorgaben gemacht, wie groß das Trink-reservoir sein soll und wo es platziert werden könnte. Grundsätzlich suchten wir zwar den Mehrwert für den Skilangläufer, aber die wenigsten von uns frönen nur dieser -einen Sportart. Laufen, Skaten, Biken, Wandern, Paddeln – bei allen Ausdauerdisziplinen – außer vielleicht Schwimmen – kann jeweils eine andere Lösung das -Optimum sein. Auf dem Rad bieten sich zum Beispiel Rucksäcke an, sie liegen ohne die Auf-und-ab-Bewegung ruhig am Rücken und stören selbst mit großem Reservoir nicht, während Gürtel aller Art je nach Winkel in der vorderen Hüfte schon einschnüren und im Weg sein können. Umgekehrt beim Skilanglauf, wo das Zusatzgewicht weit oben am Körper die Balance zumindest bei Anfängern stören kann. Alle Laufaktivitäten erfordern primär einen ruhigen Sitz der „Tanks“ und des Inhalts. Je dynamischer der Laufstil, desto fester und körpernäher müssen Tragesystem und Füllung sitzen. Wichtig ist wie bei allen anderen Sportarten hier noch die gute Zugänglichkeit ohne Verrenkungen oder gar Gefährdungen, besonders im Wettkampf. -Seitliche Flaschen können hier eine Lösung sein, die wären aber einem körpernahen Stockschub im Weg.
Und was nicht zu vernachlässigen ist: Neben der Anwenderfreundlichkeit am Körper spielen auch Befüllbarkeit und Reinigung eine wichtige Rolle. Wenn der Aufwand zu groß ist, wird man im Zweifelsfall den Gurt oder die Weste zu Hause lassen. Tipp: Bei allen Systemen mit Trinkblase und Halm unbedingt immer auch ein -Reinigungsset aus Bürsten und Aufspanner zum Trocknen besorgen! Und am besten (auch wenn es nervt) gleich nach dem Training durchspülen, solange die Reste noch nicht klebrig sind. Gerade Kohlenhydratgetränke sind ein idealer Nährboden für Pilze und Keime. Alle diese Eigenschaften sowie Vor- und Nachteile haben wir in unseren Bewertungen zusammengefasst und auf verschiedene Nutzerprofile ausgelegt.
Hier unterscheiden sich die Allrounder – am ehesten die variablen Westen – ziemlich deutlich von den Spezialisten – oft besonders große oder kleine Systeme. Ach ja: Die stark unterschiedlichen Preise sind oft durch Detaillösungen und zusätzliche Funktionen durchaus erklärbar. Aber auch nicht immer.
Den vollständigen Test lesen Sie in Ausgabe 0223
Getestet haben wir Produkte von Silva, Fitletic, Gregory, Deuter, Xenofit, Ultimate Direction, Salomon, Camelbak, Evadict, Holmenkol, Fidlock, Osprey, Oxsitis.